15) Fünfundsiebzigjährig und immer jünger

Auf der Vereinsfotografie von 1971 entdeckt man auffällig viele junge Gesichter. Im vordersten Glied des posierenden Vereines halten zwei junge Damen, die wohl kaum dem Mädchenalter entwachsen sind, stolz ihre Klarinette, und zwei junge Burschen stehen hinter Tambour und Pauke. Was war los? Hatte man bei einer Jugendmusik Kadetten entlehnt? Nein, man durfte auf eigenen Nachwuchs stolz sein. In den Jahren um 1970 liessen sich grössere Gruppen junger Burschen und vereinzelt auch Mädchen vom Musikverein zu Jungbläsern ausbilden. Der Musikverein, der bis auf den heutigen Tag grösste Anstrengungen zur Nachwuchsförderung unternimmt, bildete die Jungen durch Aktive aus den eigenen Reihen aus. Es erstaunt, wie manch guter, ja hervorragender Bläser aus den Jungbläserkursen des Vereines hervorging. Gute Ausbildner alleine genügen aber nicht, um die Jungen zu gewinnen. Die Musik muss ansprechend sein, und die Vereinsatmosphäre muss stimmen. Dafür sorgten ein junger begeisterungsfähiger Dirigent und ein noch jüngerer, aber zielstrebiger Präsident Kurt Sauter. Ins Musikrepertoire des Vereines fanden mehr und mehr moderne Melodien und Rhythmen Eingang, und die Jungen durften an Anlässen schon bald als Solisten auftreten. Die Beliebtheit des Musikvereines in der Bevölkerung, und die gut besuchten Abendunterhaltungen und Konzerte bewiesen, dass der Verein auf gutem Wege in die Zukunft war. Es verwundert nicht, dass bei solchen Verhältnissen ständig Junge in den Verein nachfolgten. Das Durchschnittsalter der Mitglieder fiel dadurch stetig und erreichte 1976 28 Jahre.

Heute, da der Jubilar seinen Hundertsten feiert, liegt dieses Alter nicht wesentlich höher. Wenn der Musikverein an seinem hohen Geburtstag in jugendlicher Frische erstrahlt und sich um sein Fortbestehen nicht zu sorgen braucht, schuldet er den älteren Kameraden dieser Zeit grossen Dank. Die meisten von ihnen begegneten den jungen Bläsern offenherzig und ohne Vorbehalte, verschlossen sich den musikalischen Erneuerungen nicht und versagten der jungen und tatenfreudigen Führung des Vereines ebensowenig die Gefolgschaft.